Dienstag, 30. Dezember 2014

1. Duisburg Ultra - Rund um Duisburg

Duisburg Ultra, 90k, 14:55:31 = 9:57 Min/Km
letzter von allen

Der erstmalig ausgetragene Duisburger Ultralauf führt größtenteils auf dem Wanderweg "Rund um Duisburg", der entlang der Stadtgrenze Duisburgs führt. Ich dachte, flache 90 km müssten eigentlich gut zu schaffen sein, auch wenn der Lauf nachts um 0.00 Uhr startet und es keine Verpflegungsstellen gibt (allenfalls Tankstellen konnten als Verpflegungsstation dienen).
Wir trafen uns beim Veranstalter zu Pastaparty und fuhren anschließend zum Start in Moers. Das Starterfeld war recht übersichtlich, wer läuft schon direkt nach Weihnachten mitten in der Nacht einen Ultra in Duisburg? Für mich war der Lauf aber die Gelegenheit, mein verkorkstes Jahr zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen.
Durch den Schneefall am Tag und den nun herrschenden frostigen Temperaturen, wurde aus dem Lauf ein echter Winterultra. Dazu kam ein recht kräftiger Wind, der die Temperatur gefühlt bis auf -10 Grad fallen ließ. Also lief ich mit Jacke, Mütze, Handschuhen und Buff. Stirnlampe und Rucksack nicht zu vergessen - und den Track auf die neue fenix2 gespeichert. Allerdings hatte ich meine Navigatorin dabei, so dass ich mich um die Streckenführung nicht kümmern musste ;-) Genug zu trinken und zu essen hatte ich eingepackt, ein Tankstellenstopp sollte also nur im Notfall zustande kommen.
Dann gings auch schon los, pünktlich um 0.00 Uhr starten wir vor dem InJoy in Moers. Zeitlimit: 15 Stunden. Naja, geplant hatte ich 12 Stunden locker durchzulaufen. Kaum verließen wir die Straße, wurde mir bewusst, dass es heute heftiger werden könnte. Der Schnee war auf den Wegen tagsüber in der Sonne angetaut und nun bei dem Frost zu Eis gefroren. Sämtliche Abdrücke waren in Eis gefasst, es bestand höchste (Aus)Rutsch- und Umknickgefahr. Gut, dass ich mich für fast neue Hoka Stinson entschieden hatte. Ich glaube, Schuhe wie z.b innov8 wären hier weniger geeignet gewesen.
Zunächst ging es Richtung Halde Rheinpreußen. Nachdem wir die halbe Halde hochgelaufen sind, verließ die Strecke den Hauptweg und es ging auf einem engen Mountainbiketrail weiter bis zum "Gipfel". Hier oben muss man einfach kurz mal Pause machen und das Panorama, das sich einem hier bei Nacht bietet, genießen. Die beleuchteten Industrieanlagen in der Ferne machen eine beeindruckende Skyline aus. Ein echtes Highlight dieses Laufs! Auf der anderen Haldenseite gehts dann auf dem Trail die ganzen Höhenmeter wieder runter.
Wir laufen nun weiter zur Wohnung des Veranstalters. Wer wollte, konnte hier seinen Rucksack deponieren und nun aufnehmen. Ich machte von diesem Angebot keinen Gebrauch und konnte gleich durchlaufen. Der Wanderweg führt nun ein Stück am Rhein entlang, dann über den Rhein auf der Brücke der A42. Auf der Brücke war der Weg eine einzige Eisfläche, dazu kam starker Gegenwind. Und die Brücke zieht sich... Auf der anderen Rheinseite liefen wir dann noch ein ganzes Stück weiter bis zum Alsumer Berg am Fluss entlang, bevor wir mitten durch die Industrieanlagen hindurchgeführt wurden. Hier qualmte es an allen Stellen aus allen Schlöten, gesund ist sicher anders. Und laut ist es hier auch, also schnell durch und weg.
Danach wurden wir durch den Volkspark Schwelgern (etwas unheimlich sind hier die verfallenen Treppenaufgänge im dunkeln) und den nicht ganz so adretten Stadtteil Hamborn zum Kilnikum Nord geführt. Hier machte ich meine erste kurze Essenspause, es gab einen leckeren Müsliriegel.
Danach wurde es wieder etwas ländlicher, dafür war der Weg aber wieder richtig schön vereist. Ein merkwürdiger Anblick bei Nacht waren auch die Grablichter auf einem Friedhof, um den wir herumgeführt wurden. Die nächsten Kilomter habe ich nicht mehr richtig im Kopf, jedenfalls kam ich irgendwann an der Brücke am Rhein-Herne-Kanal an und wusste erstmal nicht, wie ich weiter laufen sollte. Hoch zur Brücke und rechts? Falsch laut Navi - unten entlang? Auch nicht richtig. Nach einigem Suchen fand ich einen Pfad, der am Kanal entlang führte. Also unter der Leitplancke durch und runter zum Kanal. Ob das überhaupt erlaubt ist? Egal - unter der Eisenbahnbrücke durch und danach führt mich eine Treppe wieder hoch zur Straße. Doch jetzt sollte es über die Brücke gehen, doch die existiert nicht mehr. Also wieder zurück, jetzt aber nicht direkt am Kanal, sondern auf der Straße. Was machen schon die paar hundert Meter mehr aus? Zurück am Ausgangspunkt überquerte ich nun die Ruhrorter Brücke und lief von dort auf der anderen Kanalseite weiter.
Der Weg führte nun eine ganze Weile direkt am Kanal entlang. Hier kann es auch unheimlich sein, wenn man nachts alleine unterwegs ist, zahlreiche Brücke waren zu unterqueren, oben pfiff der Wind über die Brücken, die quietschen und ächzten. Irgendwo von hinten Hundegebell...kommt das etwa näher??? Dann verließen wir den Kanal und liefen über die Ruhrbrücke. Auch hier: Nur Eis auf dem Weg. Auf der Straße könnte man laufen, aber es kommen doch schon einige Autos, also lass ich das lieber. Auf der anderen Seite wartet dann die Ruhr, der wir kurz folgen. Hier irgendwo sind die ersten 42 km geschafft, ich habe schon 6 Stunden auf der Uhr. Mehr als gedacht. Als nächstes wartete das Autobahnkreuz Kaiserberg. Erstmal ist der Fußweg gesperrt. Ich nehme den ausgeschilderten Umweg. Dann wird es aber kompliziert. Links vom Weg befindet sich die vielgleisige Eisenbahnanlage, hier ist richtig Verkehr auf der Schiene. der Track will über die Gleise rüber. Da gibts zwar eine Lücke im Zaun - aber das kann doch nicht sein! Also nochmal ein Stück zurück, aber auch hier: Kein Weg rüber. Wieder in die andere Richtung und dann eine kleine Markierung zwischen den Büschen - und tatsächlich, der Weg führt direkt neben der Autobahn einmal durchs Kreuz und durch einen Tunnel unter den Bahngleisen lang. Das war nicht einfach zu finden. Auf der andren Seite gings in den Wald. Und schon wieder zu weit gelaufen, also zurück und einen schmalen Trail den Kaiserberg hoch. Der zweite echte Anstieg des Laufs, teilweise mit Treppen versehen. Oben bietet sich wieder ein herrlicher Ausblick über die beleuchtete Stadt.
Auf breiten Wegen werden wir nun durch den Wald am Zoo geführt, an der Uni vorbei laufen wir auf leicht welligem Profil durch den Stadtwald. Es tut gut, mal ein paar Meter Anstieg laufen zu können. Nur flach ist auf die Dauer auch ermüdend. In Duisburg sind überall Autobahnen, gefühlt habe ich 20 Autobahnen gequert. An der Düsseldorfer Stadtgrenze wurde es langsam hell. Am Flughafen herrschte schon Hochbetrieb, Flugzeuge starteten im Minutentakt. Jetzt wurde es richtig ländlich. Über die Felder ging es zurück zum Rhein. Ein herrlicher Sonnenaufgang wurde uns hier geboten.
Die Strecke führte nun Richtung Krefeld-Uerdingen. Rechts kamen wieder die Industrieanlagen in Sicht. Links der Strecke lag der Rhein hinter dem Deich. Auf diesen ging es nun hinauf auf drauf entlang. Mal was Neues: Schneeüberfrorene stoppelige Wiese als Untergrund. Auch nicht sehr gut zu belaufen.
Tja und nun musste ich wieder auf die andere Rheinseite kommen, und zwar über die Uerdinger Brücke. Ganz schon hoch die Brücke - und links nur ein Geländer, also nach rechts gucken. Oder doch nicht, da ist ja eine Lücke zwischen Fahrbahn und Fußweg, durch die man den Fluss unten sieht. Irgendwie kam ich aber trotzdem drüben an. In Uerdingen führt der Weg am Rheinufer entlang, hier ist zwar Baustelle, aber es geht gut dran vorbei. Etwas öde ist es im Hafengebiet, doch hier bin ich schnell durch und freue mich über den anschließenden sonnigen Abschnitt auf dem Deich.
So langsam gucke ich nun doch nach der Uhr, schon weit über 12 Stunden bin ich nun unterwegs. Eigentlich wollte ich schon im Ziel sein, nun hats aber noch mind. 10 km bis ins Ziel. Wegen der kleinen Verlaufer wohl noch etwas mehr. Der Wind kommt nun auch noch von vorne und wird stärker, der Untergrund wird auch immer schlechter, kaum zu belaufen. Und es zieht sich. Irgedwo ein Straßenschild: Moers 2km. Na ein Glück denke ich. Nach meiner Uhr ist es nur noch einer. Aber es geht immer weiter. Dann plötzlich ein Radwegschild: Moers 5,6km. Das darf nicht wahr sein denke ich mir. So viele Umwege bin ich nun aber doch nicht gelaufen, dass es nun so viel mehr wird. Und es zieht sich. Der Boden wird heute nicht mehr mein Freund, und jetzt sind auch noch viele Spaziergänger unterwegs, ein einzige umkurven beginnt.
Und es wird immer später. Schon 95 km habe ich auf der Uhr. Es geht vorbei an Mietkasernen, nicht sehr einladend hier. Dann vorbei an einem großen Friedhof, jetzt muss ich aber bald da sein. Noch 15 Min bis Zielschluss, aber das wird keine Rolle spielen. Und dann kommt der Förderturm in Sicht, dort befindet sich das Ziel. Jetzt ist alles gut. Auch die letzten Ankömmlinge werden hier noch erwartet und freundlich beglückwünscht.

Stellt sich nur die Frage: Wieso habe ich so lange gebraucht? Selbst beim Hollenlauf über 101 km mit seinen 2000 Höhenmetern war ich dieses Jahr mit kaputtem Knie und 50 km Wandereinlage viel schneller als hier.
Ein Grund ist sicher der Wegezustand. Sicherheit ging immer vor. Lieber gehen als stürzen oder umknicken. Dann die Dunkelheit, man läuft einfach sicherer und schneller bei Tageslicht. Und die Müdigkeit setzt natürlich auch irgendwann ein, wenn man um Mitternacht gestartet ist. Laufen nach dem Track ist sicher auch nicht einfacher als eine ausgeschilderten Strecke zu folgen. Aber mein Grund war wohl, dass ich mich unzureichend verpflegt habe. Essen muss man nicht viel in der Nacht, der Körper braucht dann kaum etwas. Aber ich habe insgesamt nur 1/4 l Wasser und 1/4 l Cola-Wassergemisch zu mir genommen. Das ist eindeutig zu wenig. Irgendwann war mein Trinkschlauch eingefroren und ließ sich auch nicht mehr freiblasen. Ich habe noch etwas Flüssigkeit von einem Apfel, den ich unterwegs aß, erhalten, aber weitaus nicht genug. Daran muss ich noch arbeiten. Und schließlich fehlen bei einem so topfebenen Lauf die Erholungsphasen, die man sich sonst auf den Bergabpassagen nimmt.
Im Grunde ist das aber auch alles egal, es war wieder ein tolles Erlebnis, der Lauf ist nur zu empfehlen. Sollte er wiederholt werden, bin ich 2015 wieder am Start!

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