Sonntag, 6. Oktober 2013

Traildorado, Erste 24h Trailrunning Party

Traildorado, 24 h, 150,462 km = 9,34 Min / Km
2. M von 30, Gesamt 2. von 45
Eigentlich haben mich 24 Stunden Läufe bisher immer abgeschreckt. Denn meist finden diese Veranstaltungen auf der Bahn oder rund um einen Sportplatz statt. Die Rundenlänge beträgt maximal 2 Kilometer und die Strecke ist meist wenig profiliert und auf Asphalt oder auf geschotterten Wegen. Dann fand ich irgendwann einen Hinweis auf die Veranstaltung Traildorado. Ein 24 Stunden Lauf auf einem 3,85 Kilometer Trail in Schwerte am Ebberg. Das könnte man ja mal machen dachte ich mir, zumal die Veranstaltung quasi vor meiner Haustüre stattfindet.
Wie gehe ich einen Lauf an, der 24 Stunden dauert? Ich habe mir drei Paar Schuhe eingepackt. Mehrere Shirts, kurze und lange, für die Nacht eine warme Jacke, natürlich auch eine Regenjacke, kurze und lange Tights, Kappe, Mütze, Socken zum wechseln usw. Natürlich auch eine Stirnlampe und Ersatzbattereien. Zum Glück konnte ich noch als vorletzter auf den Parkplatz am Naturfreundehaus parken. So stand der Bus direkt an der Strecke und ich konnte meine Sachen dort bereit legen. Bananen, Rosinenbrötchen und Getränke deponierte ich auch dort. Sicher ist sicher. Und zur Not würde ich mich auch mal eine Stunde aufs Ohr legen können. Der Plan war aber, durchzulaufen.
Start war Samstag um 12 Uhr mittags, Ziel somit Sonntag mittag um 12. Nicht ganz 50 Leute fanden sich zum Start ein. Das Wetter war und blieb bedeckt, aber der Regen hatte aufgehört. Eigentlich also optimales Laufwetter bei knapp unter 15 Grad. Die erste Runde sollte gemeinsam gelaufen werden. Nach einem kurzen Briefing um halb 12, ging es dann pünktlich los. Von gemeinsam laufen war aber schnell nichts mehr zu merken. Vorne wurde so schnell gelaufen, dass ich nicht mehr hinterher kam, bzw. so schnell wollte ich das Rennen nicht angehen. So wurde die erste Runde, obwohl ich weit zurück fiel, meine schnellste im ganzen Rennen. Da ich aber eh kein Gruppenläufer bin, störte mich das auch nicht weiter. Am Ende der Einführungsrunde liefen die meisten einfach gleich weiter, so machte ich das dann auch.
Die Verpflegung befand sich direkt vor dem Naturfreundehaus, wo sich auch Start und Ziel befand. Man konnte also am Beginn einer jeden neuen Runde sich ausreichend versorgen. Jeder Teilnehmer bekam einen mit seiner Startnummer indivudalisierten Becher. Es wurde alles in ausreichender Menge angeboten, was das Läuferherz begehrte. Zudem haben die Helfer einen super Job gemacht. Und das bei einer Premiere! Mit Partymusik und guter Laune wurden wir wieder auf die Strecke geschickt. Aber auch Bänke zum kurzen verweilen waren dort. Es war also für uns gesorgt.
Die Strecke führte über einen kleinen Anstieg ums Haus herum über den hinter dem Haus liegenden Zeltplatz direkt in den Wald. Sofort wurde es trailig, über eine Buckelpiste liefen wir die ersten paar hundert Meter relativ flach im Wald. Hier fahren sonst die Jungs mit ihren Mountainbikes rum, überall findet man kleine Rampen und Schikanen im Wald aufgebaut. So ähnlich haben wir früher auch unsere BMX-Strecken gestaltet. Dann gehts ein Stück relativ steil runter auf einen breiteren Weg. Hier hängt der erste Smiley am Baum, der einem bedeutet, dass der erste Kilometer geschafft ist. Der Weg nun ist zwar breiter, dafür wegen aus dem Boden ragenden Steinen schwierig zu laufen. Zudem verläuft der Weg nicht ganz flach, sondern steigt langsam aber stetig an. Am Ende dieses Weges kam eine gut 200m lange Rampe. Irgendwann in der Nacht war mir mal langweilig und ich zählte meine Schritte bis ich oben war. Ich kam genau auf 200. Kein einziges Mal bin ich hier hochgelaufen. Oben führte der Weg dann flach an einem Feld entlang, am Ende des Feldes querten wir eine Zufahrtstraße über einen Wall und mussten dann einen leicht welligen Schotterweg laufen. Dieses Stück war wenig anspruchsvoll und führte uns an dem zweiten Smiley vorbei.
Anschließend führte der Weg wieder an einem Feld entlang, diesmal aber über eine fußbreite Spur im Stoppelgras. Damit kam ich nie zurecht, ich konnte hier zwar immer laufen, aber irgendwas passte mir an dem Stück nicht. Hinter dem Fehld zweigte die Strecke dann vom Feldweg ab und führte uns quer durch den Wald. Aufpassen war hier angesagt. Erst auf die Stolperfalle am Boden, ein armdicker Ast im Laub, dann ein umgeknickte Baum auf Stirnhöhe. Die anschließende steile Rampe war dann kein Problem. Es folgte dann aber ein relativ flaches Stück, das wegen der aus dem Boden ragenden Steinplatten nicht einfach zu laufen war. Am Ende ging es die steile Rampe wieder hoch. Oben erwartete uns der dritte Smiley.
Das Schlussstück führte zunächst schnurgerade leicht ansteigend auf einem breiten Waldweg weiter. Hier überkam mich in der Nacht regelmäßig die Müdigkeit. Plötzlich bog die Strecke dann aber links vom Hauptweg ab und führte auf einer Wurzelstrecke leicht abfallend runter Richtung Naturfreundehaus. Dort liefen am Parkplatz vorbei zur Rundenmessanlage, an der auch eine große Uhr, die uns die gelaufene Zeit anzeigte aufgebaut war.
Mein Rennen kann ich in drei Abschnitte einteilen. Gestartet bin ich mit Nike Free und hatte vor, nach Marathondistanz die erste Pause einzulegen und die Schuhe zu wechseln. Gelaufen bin ich schließlich 13 Runden, also gut 50 Kilometer. Ich kam gut mit dem Schuh zurecht, allerdings bin ich in der vierten Runde zweimal fast gestürzt. Richtig gestürzt bin ich dann in der zehnten Runde, zum Glück aber bin ich weich gefallen. Grund waren immer Unkonzentriertheiten.
Ich wechselte dann auf meine Rapa Nui, zog mich aber sonst noch nicht um, denn es war angekündigt, dass es um 19 Uhr Nudeln geben sollte. Bis dahin konnte ich noch zwei Runden laufen, dann wollte ich eine längere Pause einlegen. Mit den Rapa Nui kam ich nun aber komischerweise gar nicht zurecht. So wechselte ich nach zwei Runden schon auf meine "richtigen" Hokas, was ich eigentlich erst nach 100 Kilometern machen wollte. Außerdem zog ich mir nun ein Langarmshirt an und ein frisches Kurzarm drüber und nahm meine Stirnlampe mit. An der Verpflegung aß ich einen Teller Nudeln mit Tomatensoße und trank dazu ein alkoholfreies Bier. Dann ging es schon weiter und bald wurde es richtig dunkel.
Die Nacht war dann der zweite Abschnitt meines Rennens. Es wurde jetzt auch einsam auf der Strecke, viele haben eine längere Pause eingelegt oder hatten von Anfang nicht vor, komplett durchzulaufen. Toll waren übrigens die Knicklichter, mit denen die Helfer die Wegeränder der ganzen Strecke zart belechteten.
Irgendwann war plötzlich am Verpflegungsstand eine Rangliste. Demnach lag ich auf dem zweiten Platz. Das motivierte natürlich, besonders da mittlerweile die kleinen Wehwehchen kamen, erst tat der Fuß weh, dann das Knie. So ganz krieg ich mein Rennen auch nicht mehr ins Gedächtnis. Das liegt wohl daran, dass man irgendwie abschaltet, wenn man im dunkeln immer seine Runden dreht. Jedenfalls war an der Verpflegung immer Party. Ich nahm jetzt auch zwischendurch immer mal wieder eine Brühe, die mir wirklich gut tat. Prima waren auch die gekochten Kartoffeln. Irgendwann in der Nacht, nachdem ich mal wieder den steilsten Hügel hochgewandert war, zog es mir plötzlich in den Lendenwirbel, als ich wieder in meinen Trabschritt verfiel. Der Schmerz blieb auch noch auf der nächsten Runde, so das ich dieses mal wieder als Anlass für eine Pause nahm. Ich musste sowieso meine Batterien in der Stirnlampe wechseln. Außerdem zog ich nun eine Jacke und einen Buff an und setzte mir eine Mütze auf, denn es war doch recht kalt und feucht geworden. An der Verpflegung nahm ich mir nochmal einen Teller Nudeln. Dann gings weiter. Mittlerweile war ich in der 28. Runde. Ich dachte ans aufhören, denn ich war nun ziemlich müde und alles tat weh. Ich nahm mir vor, die 30 Runden voll zu machen und es dann gut sein zu lassen. Ausgerechnet in der 30 Runde lief dann ein Läufer zu mir auf, und es kam alles anders.
Der dritte Abschnitt meines Rennens beginnt mit einem Molch. Ich wollte nicht, dass der nachfolgende Läufer auf den Molch tritt und warnte ihn also. Dann finegn wir an uns zu unterhalten. Er könne nur noch wandern. Ich will am Ende der Runde aufhören. Wir lagen nicht weit auseinander stellten wir fest, er war glaube ich zwei Runden hinter mir. Kurz vor Rundenende sagte ich dann, das ich noch eine Runde mitlaufen würde. Gerade als ich mich verpflegte rennt er los. Du holst mich eh gleich wieder ein, meinte er. Von wegen... Erst in der 38 Runde lief ich wieder vorbei. Er wurde dann dritter... Also noch ein Runde und dann Schluss. Oder nicht? Die Runde sollte ich bis kurz vor sechs Uhr beendet haben. dann gibt es ein neues Ranking. Das wollte ich nun doch noch abwarten. Also nochmal eine Runde. Nach 32 Runden musste ich feststellen, dass ich mit 31 zu 30 Runden vorne lag (so las ich jedenfalls die Rangliste - keine Ahnung ob ich sie richtig gelesen habe). Als Führender aufhören? Na gut, dann wird mich der zweite sicher in der nächsten Runde überholen, dann kann ich aufhören und habe einen Dreifachmarathon geschafft. Doch er kam nicht. Jedenfalls habe ich ihn nicht bemerkt. Runde 34. Nach einem Kilometer drückt es plötzlich. Das hatte ich ja noch nie im Rennen. Mittlerweile wird es wieder hell. In die Büsche will ich aber nicht. Es folgte eine anstrengende Runde mit anschließendem Boxenstopp im Naturfreundehaus. Man sollte hier für ausreichend Papier sorgen! Anschließend konnte mir keiner sagen, ob der Holländer zwischenzeitlich vorbei kam.
In Runde 35 habe ich dann beschlossen, einfach weiterzulaufen bzw. zu wandern. Mittlerweile ging eh nicht mehr viel. Die Rundenzeiten lagen knapp unter 45 Minuten. Dann las ich auf dem 9 Uhr Ranking das ich mit 35:38 Runden auf dem zweiten Platz lag, mit Luft auf den Dittplatzierten. Also gut, nach vorne geht nichts mehr, hätte mich auch gewundert. Aber den zweiten Platz wollte ich jetzt halten. 38 Runden müssten reichen. In der 37. Runde, es waren noch zweieinhalb Stunden zeit, beschloss ich dann die 39 Runden und damit 150 km vol zu machen. Ich wurde wieder schneller uns so hatte ich für die letzte Runde gut anderthalb Stunden Zeit. Ich wanderte die 39. Runde dann komplett und verzichtete anschließend, auf eine Restmeterrunde. Ich war mir sicher, dass es reichen würde.
Es reichte. Mein heimliches Ziel, 150km zu machen, hatte ich erreicht, zudem fiel noch ein zweiter Platz dabei ab, alles in allem also ein erfolgreicher Lauf für mich.
Auf dem Trail ließ es sich auch irgendwie aushalten, 39 mal im Kreis zu rennen. Die Verpflegung bot immer eine tolle Abwechslung. Die Siegerehrung war mir persönlich zwar etwas zu esotherisch, aber damit kann ich leben. Insgesamt eine super organisierte Veranstaltung, die beim nächsten Mal viele Läufer verdient hätte.

3 Kommentare:

  1. WOW! Schon ohne detaillierten Bericht kann ich nur sagen:
    Herzlichen Glückwunsch zur grandiosen Platzierung!
    Da macht sich die Ultra-Erfahrung ja deutlich bemerkbar :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke! Ziel erreicht, jetzt ist erstmal Beine hochlegen angesagt.

      Löschen
  2. Auch der Bericht lässt nochmal gratulieren und danken für die Teilhabe Deiner Leserschaft an diesem Ereignis!

    Wie schön, dass Du es zumindest in der Nähe Deines Wohnortes und somit des eigenen Bettes erleben konntest und Dir eine weite An- und Abreise erspart blieb.

    Hoffentlich gab es keine Nachwehen und der Erfolg konnte ohne Einschränkungen gefeiert werden!

    Alles Gute für den Rothaarsteig - so er denn nun auch noch ansteht!

    Viele Grüße,
    Finny

    AntwortenLöschen