Sonntag, 12. Mai 2013

7. Bödefelder Hollenlauf

Hollenlauf, 101k, 12:13:25 = 7,15 Min / Km
4. M35 von 6, 33. M von 65, Gesamt 40. von 79

Samstagmorgen, 4.45 Uhr, Bödefeld, Parkplatz vor der Schützenhalle: Mein Wecker klingelt. Überraschend ruhig war die Nacht. Ich pelle mich aus dem Bulli und freue mich schon auf das traditionelle Läuferfrühstück. Aber erst muss ich mich noch nachmelden, diesmal soll es die ganz lange Strecke sein.
Letztes Jahr war ich schon einmal hier in Bödefeld, damals fanden auf der 67 km Strecke die vom DUV ausgetragegenen Deutschen Meisterschaften im Ultratrailrunning statt. Einen Teil der Strecke kenne ich also schon. Diesmal wollte ich sie ganz kennenlernen.

Ich laufe gerne im Sauerland. Es sind wunderschöne Landschaftsläufe, die hier stattfinden. Deshalb ist es gar keine Frage ob VIVAWEST oder Hollenlauf. Ok, manche können beides.
Am Start finden sich dann um kurz vor halb sieben die teilweise noch recht verschlafen aussehenden Läufer ein. Die Ultras starten zusammen. Jeder kann sich bis Kilometer 40 nochmal überlegen ob er kurz oder lang laufen will.
Mal wieder höre ich kaum, was der Orgachef uns mit auf den Weg gibt. Aber ich habe die Notfallnummer noch vom letzten Jahr im Handy. Und sonst kenn ich mich ja schon etwas aus.
Genau wie letztes Jahr gehts dann eine Minute verspätete los. Ich verfalle sofort in meinen alten Schlappschritt und finde mich gleich ganz hinten wieder. Was haben die es denn heute alle so eilig? Kurz nach dem Start biegen wir rechts von der Bundesstraße in den Wald ab und erklimmen den ersten Anstieg. Die meisten gehend. Ich heute auch, das habe ich auf Mallorca gelernt. Und mein Mallorcashirt wird auch gleich wiedererkannt. Da gibts was zu erzählen.

Als wir oben ankommen, scheint die Sonne. Wunderbar, es bietet sich der erste Panoramablick. Der Fernsehturm liegt zwar noch im Nebel, aber wir werden den Turm heute immer im Blick haben, nur die Distanz zu ihm wird sich ändern.
Die erste Verpflegung naht und ich begnüge mich noch mit einem Becher Wasser. Dann gehts die ganzen Höhenmeter wieder runter. Ruckzuck sind wir an Pauls Fischteichen und werden schon wieder verpflegt, diesmal mit Malzbier.
Danach ist die Runde schon bald zu Ende und wir kommen zurück nach Bödefeld. Ca. 13 km haben wir nun geschafft, knapp über anderthalb Stunden bin ich jetzt unterwegs. Unter der Brücke werden wir schon wieder mit Getränken versorgt, bevor wir uns jetzt auf die Pendelstrecke begeben. Bis zum Rhein-Weser-Turm sind es von hier noch knapp 44 km. Die müssen dann auch wieder zurückgelaufen werden.

Erstmal gehts bergauf weiter. Und das für eine gute Stunde. Man findet sich zusammen, unterhält sich, verpflegt sich und wundert sich dann, dass man schon den Kontrollpunkt Nasse Wiese erreicht hat. Jetzt sind wir schon auf 818 Meter, gute 400 Höhenmeter waren das auf den 6-7 Kilometern. Jetzt gehts erstmnal wieder runter. Wie es hier runter geht, stellt man meist erst auf dem Rückweg fest. Dann darf man hier wieder hochtraben.
Das Profil bleibt wellig bis zum Verpflegungspunkt Altastenberg. Dort gibt es Rosinen, da nehm ich gleich mal eine Hand voll. Hier treffen wir auch wieder auf die Strecke vom Hochsauerlandlauf. Keiner der Mitläufer kennt diesen schönen Lauf, sind ja auch nur 25 Kilometer.

Kurz darauf stehen wir vor der Wand. Die Skipiste am Kahlen Asten sieht beeindruckend aus, wenn man davorsteht und sie hochlaufen darf. Wobei ich sage, hochlaufen geht noch. Runter nachher ist viel schlimmer.
Auf der anderen Seite des Berges laufen wir durch das Wintertourismusgebiet Lennewiese. Ein ganzes Stück werden wir nun Asphalt treten müssen. Am Verpflegungspunkt frühstücke ich Käsebrote. Dann gehts weiter durch die Tannenbaumschonungen. Ich merke nun, dass ich viel zu schnell unterwegs bin. Eine gewisse Müdigkeit spüre ich auch in den Beinen. Ich nehme das Tempo raus und lasse die anderen laufen. Mit den Kurzstrecklern muss ich heute ja nicht mithalten.

Mein "Plan" war, um 12 Uhr Kühude zu erreichen. Dort ist der Wendepunkt für die 67km Strecke. Angekommen bin ich dort schon um 11.10 Uhr. Wenn sich das mal nicht rächen wird denke ich. Ich werde auf jeden Fall weiterlaufen, auch wenn mich andere dazu animieren wollen, zurückzulaufen. Es geht mir gut. Und so verabschiede ich mich Richtung Rhein-Weser-Turm.

Diesen Teil der Strecke kenne ich nun noch nicht. Ein paar Wanderer sind hier auf dem Rothaarsteig unterwegs, dazu ein paar Mountainbiker, aber kaum noch Läufer. Es wird einsam um mich herum.
Es geht nun immer leicht bergab die nächsten Kilometer. Mitten im Wald befindet sich dann die nächste Verpflegungsstation. Endlich sehe ich auch mal wieder einen Läufer. Dann gehts zurück in die Einsamkeit. Immer weiter gehts runter, das muss ich gleich wieder alles hochlaufen. Als ich in Jagdhaus gerade mal wieder einen Becher Malzbier trinke, kommt schon der erste Läufer aus der Gegenrichtung an. Der ist nun schon gut 17 Kilometer vor mir. Alle Achtung. Erst vereinzelt, dann häufiger kommen mir die anderen Läufer entgegen. Man grüßt sich, wünscht sich alles Gute für den Rückweg. Als der Wald mal wieder etwas lichter wird, sehe ich ihn plötzlich. Den Rhein-Wester-Turm. Aber es ist gar kein richtiger Turm, gemauert aus Stein. Nur ein Stahlungeheuer, was da im Wald steht. Und noch so weit weg...dann bin ich aber schon an der letzten Verpfelgung vor der Wende angekommen. Von hier ist es nun wirklich nicht mehr weit, nur knapp vier Kilometer bis zum Wendepunkt. Und es wird immer trailiger. Dann bin ich auch dort und probiere erstmal ausgiebig die angebotenen Leckereien. Ich halte mich hier ein paar Minuten auf, dann gehts wieder zurück.

Bis zur Wende lief es wirklich gut. Bis auf die üblichen Zipperlein im Knie und Achillessehen war alles prima. Dorch irgendwo zwischen Kilometer 60 und 65 kam jetzt der Hammer. Erst nur leicht, aber doch schon spürbar. Ein wenig konnte ich mich ab Jagdhaus ablenken und bin ein Stück mit einem anderen Läufer quatschend gelaufen. Der x-te Ansteig war irgendwann aber zu viel und ich habe abreissen lassen müssen. Da war Kühude zum Glück schon fast erreicht. Nochmals versuchte ich hier, meine Batterien werder aufzuladen. Cola, Malzbier, Brote, Rosinen. Immer rein mit dem Zeug. Dann trotte ich weiter. Sorgen machte ich mir keine, bis Zielschluss würde ich nämlich zweimal ankommen. Aber es wurde zäh und zäher.

Ich guckte auf die Uhr. Fünf Kilometer bis zur nächsten Station. 45 Minuten gab ich mir dafür. 40 brauchte ich nur. Läuft doch noch. Wieder auftanken, weitertrotten. Wieder Zielvorgabe 9 Min/km. Aber es geht nun mehr hoch als runter oder flach und ich muss lange Strecken gehen. Außerdem setzte nun regen ein. Mit Regenjacke ging es dann wieter, nach 48 minuten war ich an der Station Lennewiese. Passt noch, denn es waren wohl 5,5 km hierher. Blödsinn, sich jetzt noch an der Uhr zu orientieren. Aber irgendwie hilft es weiter. Zum ersten Mal höre ich was von warmen Getränken und Brühe. Ja, eine Brühe nehme ich. Zu heiss, um sie sofort zu trinken, also nehme ich den Becher mit. Man ist die salzig, ich krieg das Zeug kaum runter. Danach gehts mir noch schlechter, mit dem ekligen Geschmack im Mund. Blöde Idee dachte ich noch. Doch 10 Minuten später lief ich plötzlich wieder. Hat die Suppe also doch geholfen.

In Altastenberg war ich dann wieder voll da. Naja, wie man so nach fast 90 Kilometern voll da sein kann. Jetzt nochmal fünf Kilometer mit zum Teil heftigen Rampen und dann ab Nasse Wiese downhill. Das klappte ja besser als gedacht. In Bödefeld gehts nochmal ein Stück im Ort bergan, dann ist das Ziel erreicht.
Trotz Schwächeanfalls bin ich eine Stunde früher im Ziel als geplant. Jetzt habe ich vor den Hundertern auch noch die Angst verloren, nicht aber den Respekt. Aber weiter muss ich erstmal nicht laufen.

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