Montag, 22. April 2013

Ultra Mallorca Serra de Tramuntana, 2013 Edition

A15, 14,6k, 1:43:24
Hansering oben-Standesamt-A15 bis Kückelhauser Str.-Hansering oben

UMSdT, 106,9k, 22:22:46 = 12:33 Min / Km
Gesamt 324. von 385 (517 Starter)

Da ich nicht auf einem Esel reiten wollte, musste ich mir für das Wochenende etwas besonderes ausdenken, etwas, das lange dauert und weit weg von zu Hause stattfindet. Gefunden hatte ich im Herbst letzten Jahres dann denn Mallorca Ultra. Der Lauf schien meine Wünsche optimal erfüllen zu können: Weit weg, dauert lange, trailig, bergig, Landschaft pur. Ich habe eben meine eigene, besondere Art, Feste zu feiern.
Verbunden mit einem kleinen Kurzurlaub bin ich schon am Donnerstag angereist. Da ein paar Mitstreiter meinten, man müsse unbedingt noch die Startnummern abholen, ging es kurz nach der Ankunft im Hotel gleich wieder zurück nach Palma. Dort im Intersport-Geschäft erhielten wir dann gegen Unterzeichnung eines spanischen Textes (wohl eine Haftungsausschlusserklärung) die Startnummern. Und da mir dort auch einfiel, dass ich mein Startnummernband zu Hause vergessen hatte, kaufte ich mir gleich ein Neues.
Der Bustransfer zum Startort Andratx erfolgte um 21 Uhr ab Hotel. Ein urspünglich anberaumtes Briefing für 17 Uhr entfiel. Alles kein Problem, wir kamen alle pünktlich an der Sporthalle in Andraxt an, hatten dann sogar noch mehr als eine Stunde Zeit, uns mental auf das, was da kommen würde, vorzubereiten.
Ich hatte alles dabei, was der Veranstalter an Ausrüstung vorgeschrieben hatte. Kontrollen gab es aber dann doch nicht. Mit drei Chips an Fuß, Startnummer und Handgelenk machten wir uns dann von der Sporthalle Richtung Rathaus auf. Eigentlich wollte ich in lang laufen, im letzten Augenblick habe ich mich dann doch noch umentschieden. Ein wenig frisch war es erst, aber das würde sich am ersten Berg schon geben.
Um kurz vor 24 Uhr standen dann alle aufgereiht am Start, dann wurden wir pünktlich in die Nacht losgeschickt. Nach ein paar hundert Metern waren wir schon raus aus dem Dorf. Der Weg blieb aber noch eine Weile asphaltiert, bis es nach ein paar Kilometern das erste Mal in einen Anstieg ging. Sofort bildete sich eine Schlange, denn es passten keine zwei Läufer nebeneinander auf diesem steinigen Trail. Es ging langsam voran, der Läufer vor mir hatte schon Probleme mit seiner Trittsicherheit. Lange dauerte der Anstieg nicht, dann waren wir schon über die Kuppe und es ging genauso runter wie hoch. Als der vor mir Laufende geradeaus statt rechts lief, rief ich ihm kurz hinterher, nutze dann aber die Gelegenheit zu laufen, denn durch seine unsichere Laufweise hatte sich ein großer Abstand nach vorne gebildet. Bis zum nächsten Anstieg konnte ich die entstandenen Lücke wieder schließen.
Nun gings aber richtig hoch. Gut, dass man manchmal nicht weiß und bei Dunkelheit auch nicht sieht, wie lange und wie schroff es bergauf geht. Dieser Anstieg war extrem. Es ging wieder im Entenmarsch den Berg hoch. Jederzeit bestand die Gefahr, sich zu vertreten. Immer wenn ich dachte, gleich sind wir oben, ging es noch ein Stück weiter hoch. Oben dann musste noch ein Zaun über eine Leiter überwunden werden. Dann ging es am Steilhang weiter. Gut, dass ich bei der Dunkelheit nicht sehen konnte, wie es dort runterging. Aber die Sache mit dem Baum, unter dem man herkriechen musste, war schon heikel. Ein falscher Tritt und man machte Cliffdiving.
Der Abstieg ging auch nicht viel schneller. Ich musste sehr aufpassen, dass ich die Markierungen nicht verfehle, denn ein Weg war im Grunde nicht zu erkennen. Einmal musste ich dann auch ein paar hundert Meter quer über die Felsen zurück, da ich falsch gelaufen war. Ich fand, dass die anderen ziemlich schnell für dieses Verhältnisse unterwegs waren. Irgendwie habe ich mich davon wohl anstecken lassen, denn als es etwas flacher durch einen kleinen Wald ging, lief ich flott einer Gruppe voraus. Doch nicht lange, denn dann lag ich im Dreck. Ich muss wohl gegen einen Stein getreten sein, jedenfalls konnte ich nichts mehr machen, knallte mit der linken Seite auf den Boden und überschlug mich sogar. Das tat weh. Ich stand aber sofort wieder auf den Füßen und sagte allen, die fragten, dass alles ok sei. Wie man das so macht, ist ja peinlich so hinzuschlagen. Aber so ganz ok war dann doch nicht alles. Erst tat die rechte Hand tierisch weh, aber das waren nur Schürfwunden. Dann merkte ich, dass mein Knie was abbekommen hat. Ich machte ein paar Schritte und blieb wieder stehen. Das tat tierisch weh. Ok, das gibt sich gleich wieder dachte ich mir und trabte trotz Schmerzen wieder los. Es ging gerade so, doch als es dann steiler wurde, konnte ich nur gehen.
Ich leutete mit meiner Lampe mein Knie an und sah, dass es auf die Größe einer Apfelsine angeschwollen war. Ok, das gucke ich mir nicht mehr an, dachte ich und freute mich, als es auf Asphalt weiterging. Bewusst sprach ich die beiden Sanis, die an dieser Stelle standen nicht an. Ich wollte erst sehen, wie es geht. Es ging, aber nur schwer. Die erste Verpflegung kam, es waren also gerade erst einmal knapp über 18 km gelaufen. Ich ass und trank kurz etwas und ging dann zu den dort stehenden Sanis. Die säuberten mein Wunde , klebten ein Pflaster drauf und wünschten mir "Good luck". Ich wollte versuchen, weiterzulaufen, doch nach zweihundert Metern ging es steil runter. Der Schmerz wurde zu groß, ich ging ein paar Meter zurück. Nein, ich will es weiter versuchen. Also Zähne zusammenbeißen und weiter. Wenn das Knie in Bewegung blieb, ging es irgendwie.
An die nächste Passage kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern. Jedenfalls ging es erst einmal wieder ansteigend weiter. Das war gut, denn bergauf klappte es mit dem Knie besser als bergab. Allerdings waren auch wieder ein paar Mauern und Leitern zu überwinden. Irgendwann kamm dann ein ganz langer Abstieg, den ich dann sogar einigermaßen laufen konnte. Er führte uns in einen Ort, in dem aber keine Verpflegungsstation war. Wir liefen durch den ganzen Ort durch und dann an den Klippen entlang hinunter zum Strand. Dort unten befand sich dann die zweite Verpflegung.
Ich aß jetzt zwei Brote und füllte meine Trinkblase auf. Ok, ich versuche es weiter, sagte ich mir und machte mich auf den Weg.
Gleich zu Anfang der dritten Etappe ging es auf einem sehr schmalen Weg entlang einer Mauer. Die Äste der Bäume waren zu tief und ich knallte voll mit dem Kopf dagegen, Lampe und Mütze lagen auf dem Boden. Ich fluchte laut, hatte langsam echt die Schnauze voll. Dann ging es über den Strand und anschließend wieder steil hoch. Der lange Anstieg auf einem breiten Weg gefiel mir recht gut, ich kam trotz Knie eingermßen vorwärts. Es wurde auch langsam hell und ich sagte mir, dass es im Hellen sicher besser gehen würde. Ging es aber erstmal nicht und ich musste jemanden volljammern.
Nach diesem Anstieg führte der Weg recht flach auf Asphaltwegen nach Valldemossa, dem dritten Stop. Dort waren ca. 45 km geschafft, als ich um kurz vor acht ankam. Um acht starten dort die Kurzstreckler (62km). Ich nahm hier zum ersten Mal in einem Wettkampf ein Gel und machte mich auf die nächste Etappe.
Kaum war ich wieder unterwegs, wurde der Trail gestartet und schnell kamen die Läufer an mir vorbei. Ich ließ mich ein wenig mitziehen und war endlich mal ganz gut drauf. Dann ging es in Serpentinen steil bergoch für ca. 45 Minuten. Oben bot sich ein klasse Blick. Dieses Stück war ca. 3 km länger als ursprünglich geplant, denn hier musste eine Streckenabweichung eingebaut werden. Oben konnten dann alle wieder laufen, aber auf dem Geröll ging bei mir aber gar nichts. Ich war ständig im Weg, aber was sollte ich tun? Ich ging einfach flott weiter. Die anderen kamen schon irgendwie vorbei. Und dann kam der Abstieg. Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, aber es war hart. Ein supersteiler Single-Trail mit losem Gestein machte mir das Leben schwer. Aber andere waren auch nicht schneller und irgendwann war ich unten. Im Ort war dann die nächste Verpflegung.Ich schaute nochmal auf das Streckenprofil. Der nächste Abschnitt nach Soller sollte nicht so extrem werden.
Dafür bin ich gleich nach der Verpflegung mal wieder ein paar hundert Meter falsch gelaufen. Also wieder zurück. Der Abschnitt war nicht ganz so trailig, dafür ging es oft über grob gepflasterte Wege. Ich trug ja keine Hokas sondern Asics und merkte jeden Stein unterm Fuß. Vor dem Abstieg nach Soller bot sich noch ein Blick auf das, was als nächstes kommen sollte. Eine wahre Wand stand da vor uns ,die überwunden werden sollte. Ich dachte ernstaft über das Thema aufhören nach.
Im Ort war auch noch irgendein Dorffest, niemand nahm Rücksicht auf uns Läufer. Wir mussten kreuz und quer an den Leuten vorbei.
An der Verpflegung habe ich dann noch einmal kurz überlegt und bin dann weitergelaufen, allerdings mit einem flauen Gefühl im Magen. Was wird da jetzt kommen?
Es ging schon am Ortsausgang steil hoch. Ich rechnete mir aus, dass ich vier Stunden bis zum Cut-Off an der nächsten Station hatte. Das müsste ich schaffen, auch wenn ich nur gehe. Und so ging ich den Berg hoch, und ich überholte dabei sogar noch den einen und anderen "Läufer". Aber der Anstieg zog sich, nach einer Stunde war ich immer noch nicht oben. Irgendwann wurde es dann auch wieder trailig. Ich setzte weiter einen Fuß vor den anderen bis ich endlich oben war. Ein herrlicher Blick auf einen See bot sich hier. Ich rechnete nun mit der nächsten Verpflegungsstation, doch die ließ noch auf sich warten. Es ging erst wieder über Geröll bergab, dann weiter über einen geschotterten Weg am Stausee entlang. Es musste erst am kompletten See entlang gelaufen werden, bis endlich dass Schild 500m Control kam, die nächste Verpflgung.
Ich hatte sogar noch eine viertel Stunde Zeit rausgeholt. Nun setzte ich mich einmal kurz hin. Da sprach mich der Arzt an, ich solle für einen anderen Läufer Platz machen, der Knieprobleme hatte. Ich bekam mit, wie der Artzt den Läufer zum Aufgeben überreden wollte, da deute ich auf sein Knie und sagte: I Can`t see any blood, deutete dann auf mein Knie und sagte: This is real pain. Er grinste nur und ich machte mich wieder auf den Weg.
Zu meiner Überraschung ging es nun erst einmal lange flach weiter. Ein kleiner Hügel war zu überwinden, aber die Etappe sollte doch mehr als 500 Höhenmeter haben. Es ging wieder in den Wald und ich fragte einen anderen Läufer, ob jetzt die 500 Höhenmeter kommen würden. Er meinte, ja, und wir liefen nun zusammen weiter, was überaus angenehm war. Denn das Quatschen lenkt von der Steigung und dem Schmerz ab. Zwar kam er mit seinen Stöcken das letzte Steilstück schneller hoch, doch oben bei Spiderman trafen wir uns wieder. Ich schaute kurz und erschrak kurz. Das war es doch noch nicht, denn ein Stück weiter sah man die Läufer die nächste Steigung hochlaufen. Doch dann hatten wir es wirklich geschafft und standen auf dem höchsten Punkt der Strecke auf 1200 m ü NN. Ein toller Blick bot sich wieder einmal. Jetzt kam der ganz lange Abstieg, vor dem ich gehörigen Respekt hatte. Aber das Knie hatte schon irgendwie resigniert und es ging alles gut bis zur nächsten Station.
Von der letzten Verpflegung bin ich um 19.10 Uhr losgelaufen, etwas über 17 km in knapp 4 Stunden sollten zu schaffen sein. Ich war jetzt gut drauf, denn jetzt war ich sich, den Lauf finishen zu können. Auch waren nur noch knapp 200 Höhenmeter zu überwinden. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg in die Nacht. Es wurde langsam dunkel, aber meine Stirnlampe ließ ich im Rucksack. Ich hatte noch meine Taschenlampe, die reichte aus. Die letzten sechs Kilometer führten flach bis ins Ziel. Ein paar kleine Schikanen gab es immer noch. Doch als der letzte Kilometer angezeigt wurde, fing ich an zu rennen. Ich fühlte mich super und rannte durch bis ins Ziel. Geschafft! Der härtetste Lauf, den ich bisher gemachte habe.
Startnummernausgabe

Chipcheck

Start







Sturz













































1 Kommentar:

  1. Dass Du hier durchgehalten hast, zeugt von einem Wahnsinns-Biss! Glückwunsch zum Finish!
    Hoffentlich geht es dem Knie schon wieder besser, so dass am Wochenende beim Hermann gestartet werden kann bzw. es überhaupt ungetrübte Lauffreude geben konnte!

    Gruß
    Finny

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