Sonntag, 30. August 2015

1. Wappenweg-Ultra-Bielefeld

1. WUB, 100 km, 13:27:01 = 8,04 Min / Km
21. M von 38, Gesamt 23. von 45

Diesen Lauf musste ich einfach mitmachen. Schließlich bin ich in Bielefeld geboren und aufgewachsen. Und heute bezeichne ich mich immer noch als Exil-Bielefelder und bin natürlich immer noch meiner Arminia verbunden. Da konnte auch das zwickende Knie mich nicht zu einer Absage bewegen. Auf die Zähne beißen und los.
Da der Start schon um 5 Uhr in der früh erfolgen sollte, musste ich entsprechend früh aufstehen. Es ist ja mittlerweile schon allgemein bekannt, dass mir das besonders schwer fällt. Aber es hilft ja nichts, wenn man 100 km bei Tag laufen will. Zunächst habe ich mich auf den Weg zu den Stadtwerken, auf deren Gelände Start und Ziel, sowie Umkleiden und Duschen waren, verfahren. Peinlich, aber ich war trotzdem pünktlich zum Briefing zur Stelle. Viel war uns auch gar nicht mit auf den Weg zu geben, wir sollten nur den Pfeilen folgen und auf das Wappen achten, das den Weg kennzeichnet. Das sollte wohl zu schaffen sein.
Los gings also praktisch mitten in Bielefeld erst einmal quer durch die Stadt Richtung Teutoburger Wald. Morgens um 5 Uhr kein Problem, da ist noch kein Verkehr und man kommt ohne Probleme über die Straßenkreuzungen (zurück am späten Nachmittag gestaltet sich das schon nicht mehr ganz so einfach).
Irgendwo hinter dem Tierpark liefen wir in den Wald. Wer seine Stirnlampe bis jetzt nicht eingeschaltet hatte, musste das nun nachholen, denn es war noch stockfinster. Dann sah man auch, wie die männlichen Teilnehmer sich gleich alle mal einen Baum aussuchten und diesen befeuchteten (mich eingeschlossen).
Ein kurzer knackiger Anstieg führte uns direkt hoch zum Hermannsweg. Dieser Teil gehört aber nicht zum Hermannslauf, denn der endete aus Richtung Detmold an der Bielefelder Sparrenburg. Wir sind hier in Richtung Norden unterwegs, also Richtung Rheine, wenn man dem Weg weiter folgen würde. Aber der Hermann soll heute keine (oder nur noch einmal, siehe unten) Rolle spielen, denn es geht ja darum, den Wappenweg zu laufen. Und auf diesem erreichten wir bei Peter auf'm Berge unsere erste Verpflegungsstation. Eigentlich wollte ich durchlaufen, denn um diese Zeit brauche ich noch nichts zu essen, und Wasser hatte ich noch genug im Trinkrucksack. Aber ich wurde zur Notierung meiner Startnummer zurückgepfiffen. An jeder der vierzehn Stationen hatte man sich also zu melden. Kein Problem.
Weiter gings auf dem Kamm des Teutos zur Schwedenschanze. Die Sonne ging langsam auf und von hier oben bot sich ein tolles Bild hinunter zu den nebelverhangenen Feldern. Da weiß man dann, dass sich das frühe Aufstehen doch lohnt. Wir folgen ein Stück der Strecke des Böckstiegellaufs, der im Herbst von Bielefeld nach Werther gelaufen wird. Kurz vor Werther verlassen wir den Berg, es geht ziemlich steil und rumpelig hinunter, ich gehe hier lieber. Unten kommen wir nach Dornberg, wo wir eine kleine Schleife laufen, um im dortigen Tennisclub den zweiten VP zu erreichen und um die 100 km voll zu bekommen. Das schöne an der Schleife ist nicht die Strecke, denn die führt direkt an der Bundesstraße entlang, sondern, dass man sich hier auf der Pendelstrecke begegnet und abklatschen kann. Auch hier lasse ich nur meine Nummer notieren und düse direkt weiter.
Nun geht es erstmal eine Weile an der Grenze zu Werther entlang über die Felder. Das Terrain ist allenfalls als "leicht wellig" zu bezeichnen. Die nächsten Höhenmeter erwarten uns erst wieder auf der anderen Seite von Bielefeld, wenn es Richtung Oerlinghausen wieder in den Teutoburger Wald geht.
So schnell können dann auch schon fast 20 km um sein, denn den dritten VP habe ich auch schon ungenutzt passiert.
Das Läuferfeld hat sich mittlerweile schon ziemlich auseinandergezogen. Die "Teams" haben sich gefunden. Auch ich war mit einem Läufer gerade über "sich verlaufen" am quatschen, als wir von hinten zurückgepfiffen wurde. Abzweig verpasst. Lustig. Dann liefen wir also zu viert weiter und keine fünf Minuten später waren wir schon wieder falsch. Trotz Sprühkreide, Wappenzeichen und GPS! Dann laufen wir eben quer rüber zum eigentlichen Weg, also mal eben hier steil runter zum Bach und gegenüber steil wieder hoch und danach 200 m durch hüfthohe Brennesseln, die sich später noch mit Brombeeren zusammen getan haben. Da weiß man, dass man noch lebt!
Gut, dass kurz danach der nächste VP kam. Jetzt habe ich auch mal zum Frühstück gehalten. Lecker Nutellabrötchen und warmer Tee. Und die Leute an allen VP's super hilfsbereit und nett. Ganz toll!
Da läuft man doch gleich gut gelaunt weiter. Die Stationen waren immer im Abstand von 5 - 9 km aufgebaut. Gerade dann, wenn ich wieder Durst bekam, kam auch der nächste VP. Perfekt!
Die Landschaft veränderte sich ständig. Eben sind wir noch zwischen den Feldern gelaufen, nun gings zwischen alten Buchen auf Singel-Trails weiter. Wir sind nun auf dem Weg Richtung Jöllenbeck. Aber ich kenne mich hier überhaupt nicht aus. Kaum zu glauben, dass ich 28 Jahre in dieser Stadt gelebt habe. Dann laufen wir auch noch auf einer alte Kleinbahntrasse, von der ich noch nie gehört hatte. Man lernt eben nie aus.
Und schon wieder kommt ein VP. Sogar Salz/Magnesium Kapseln gibts hier. Gleich mal mit reichlich Wasser eine einwerfen. Und dann gehts weiter. Erstmal alleine, der eine Mitstreiter hat nach 500 m gemerkt, dass er seine Wasserflasche am VP stehen lassen hat und läuft zurück. Ich habe ihn dann nicht mehr gesehen. Dafür habe ich mich dann mit einem anderen Läufer zusammengetan. Und wir sind das Ding dann gemeinsam bis ins Ziel gelaufen. Das heisst, am Ende hat er mich dann wohl mehr als ich ihn ins Ziel gezogen.
Nun führt der Wappenweg uns nach Brake. Keine Ahnung ob ich schon mal in Brake war. Ich stelle erstaunt fest, dass wir schon unseren ersten Marathon fertig haben. Bald ist also schon die Hälfte geschafft. Da kann man mal wieder ausgiebig Pause machen. Aber hier fliegen mir dann doch zu viele Wespen rum, also laufe ich weiter. Jetzt Richtung Heepen, Vorhin habe ich schon die Schlote der Müllverbrennungsanlage gesehen. Aber zum Glück ohne Rauch. das schont die Lungen. Nachdem wir in Brake mitten durch den Ort laufen mussten, ging es nun wieder ruhig durch die Felder weiter.
Und in Heepen hatte man Bier für uns parat. Natürlich alkoholfrei. Das tat gut. Und wieder wurden wir wieder supernett bedient. Das macht das Laufen gleich viel leichter.
Danach kannte ich mich wieder gar nicht aus. Irgendwie ging es nun weiter Richtung Autobahn und unter dieser hindurch. Mittlerweile wurde es auch recht warm, aber nicht zu sehr. Alles noch ganz angenehm.
Oftmal zweigte der Weg genau am Feldrand ab und man lief direkt neben dem hochstehenden Mais weiter. Konzentration war angesagt, denn wenn man aufpasste, konnte man den gut ausgezeichneten Weg nicht verfehlen. In Ubbedissen wartete dann der nächste VP auf uns, die Hälfte war nun geschafft. Die leichtere Hälfte, wie eine Mitläuferin meinte. Aber ist die erste Hälfte nicht immer die leichtere?
Hier galt es sich nochmal ordentlich zu stärken, denn nun ging es wieder bergauf Richtung "Bergstadt" Oerlinghausen. Aber alles halb so wild. Den kurzen Anstieg konnten wir zügig hochmarschieren. Ganz hoch zur Tonne auf den Hermannsweg mussten wir gar nicht laufen. Vielmehr kamen wir kurz darauf im oberen Schopketal wieder auf den Hermmansweg, der an dieser Stelle wirklich Teil des Hermannslaufs ist. Aus alter Gewohnheit lief ich auch gleich auf der Hermannslaufstrecke weiter, ich wurde aber direkt zurückgepfiffen. Der Wappenweg führt hier nicht entlang. Dafür durften wir an einem sehr schönen Bachlauf weiterlaufen. Der Untergrund wurde nun recht sandig, man merkte, dass wir nun langsam in die Senne kamen. Wir liefen nun also den Teuto wieder Richtung Sennestadt hinunter, wobei das Gefälle hier nicht besonders groß ist. Fast schon flach. Unten dann der nächste VP mit Dropbackstation, ich glaube so ca. 65km waren jetzt geschafft. Zeit für ein ordentliches Mittagessen! Ich nehme eine Käsebrot, andere hauen sich Nudeln mit Tomatensoße aufs Brötchen. Hauptsache es hilft.
Durch Sennestadt zu laufen ist dann nicht so attraktiv, es geht hier mehr oder weniger durchs Industriegebiet. Aber nicht sehr lange, dann wird es auch schon wieder ländlich. Und die Strecke ist nun wieder flach. Aber so richtig. Der nächste Anstieg kommt erst wieder bei km 95.
Wir kommen jetzt nach Eckartsheim, dass zu Bethel gehört. Richtig beschaulich ist es hier draußen. Dafür kommt die Sonne jetzt raus und es wird heiß. Auf den Asphaltstücken wird uns ganz schön warm. Wir freuen uns über jeden Schatten, der sich uns bietet.
In Windflöte dann eine Überraschung: Am VP werden wir von Heike Mohn persönlich bedient. Finde ich ganz toll, dass diese Topläuferin sich den ganzen Tag für uns schlurfende Ultras Zeit genommen hat!
Weiter gehts durch die sengende Sonne. An einem Bauernhof hat man uns Wasser und nasse Schwämme bereitgestellt. Wir bedienen und bedanken uns. Ein paar Leute wissen, was wir hier heute machen. Den anderen haben wir es unterwegs erzählt und immer ungläubiges Staunen erhalten.
Jetzt kommt der "Fernsehturm" in Sicht. Da müssen wir noch rüber, sage ich. Aber bis dorthin sind es noch einige Kilometer. Zunächst laufen wir unter der im freien Feld stehenden Brücke hindurch. Demnächst wird das hier Autobahn sein. Dann treffen wir auch noch die alten Marathonhaudegen, die es auch nicht sonderlich eilig haben. Der 45km Puddingthon startete um 12 Uhr auf dem Wappenweg, eben nur 45 km vor dem Ziel. Wir erzählen ihnen vom ersten Teil der Strecke und machen uns nach der Ummelener Verpflegung auf nach Quelle.
Hier kenne ich mich nun wieder sehr gut aus. Habe ich hier doch meine halbe Kindheit verbracht. Hinter der Feuerwehr und dem Friedhof gehts hoch zur Bundesstraße. Diese überqueren wir natürlich an der Ampel und laufen vorbei am Einschlingen den Berg hoch Richtung Tierpark Olderdissen. Auch den Leuten hier wird erzählt, dass wir schon 95 km gemacht haben. Darauf bekommen wir zu hören, dass sich die letzten fünf dann aber auch ziehen können. Wie wahr! Ich habe ein richtiges Tief, lasse mir aber nichts anmerken. Mein Mitstreiter läuft nun immer Voraus, wartet aber gnädigerweise auch immer auf mich. Ab Olderdissen gehts nur noch bergab, aber mein Knie zwickt jetzt, ich muss langsam machen (also noch langsamer). Dann kommt die letzte Verpflegung, ein Schluck Cola soll nun reichen. Nochmal ein fieser kurzer Anstieg und wir schauen von oben auf Bielefeld hinunter. Die letzten drei Kilometer gehen wirklich nur noch bergab. Dann platzt noch die Blase am kleinen Zeh, aber das soll mich jetzt auch nicht mehr interessieren.
Am Siegfriedplatz war Flohmarkt, jetzt wird gerade abgebaut, wir kurven durch die Menschenmassen hindurch. Jede Ampel ist rot. Warten, laufen, warten. Dann vorbei am neuen Bahnhofsviertel, hier sitzen Leute mit Sachverstand, feuern uns an. Dann sehen wir plötzlich zwei Läufer vor uns, ich sage: Die überholen wir jetzt nicht mehr. Denn das gehört sich so kurz vor dem Ziel nicht.
Da biegen wir auch schon auf das Gelände der Stadtwerke ein, noch zwei kleine Kurven und wir laufen glücklich ins Ziel!
Ich habe überlegt, ob ich noch schreibe, dass die Duschen kalt waren, aber ich lasse das. Der Lauf war einfach zu schön, ich habe nichts zu kritisieren!



Donnerstag, 27. August 2015

4. Monschau Ultra Marathon

Monschau Ultra, 56km, 6:34:48 = 7,03 Min/Km
23. M 40 von 28, 188. M von 243, Gesamt 224. von 301